Streetfood, Märkte und Punto Pizzo
- Gregor Hilbrand
- 29. Apr.
- 1 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 1 Tag
In Palermo hat man das Gefühl, dass Häuser eigentlich nur existieren, um der Straße ein Dach zu geben. Das wahre Leben spielt sich draußen ab – auf dem Asphalt, in engen Gassen, zwischen Fischhändlern und Fritteusen. Und überall: Essen. Es zischt, dampft, brutzelt an jeder Ecke. Ballarò, Vucciria, Capo – Namen wie Trommelwirbel.
Die Stadt ist Europas inoffizielle Hauptstadt des Streetfoods. Hier kriegt man Arancine, pralle frittierte Reisbälle, so heiß wie die sizilianische Sonne. Panelle und Crocchè – Kichererbse trifft Kartoffel, serviert im Brötchen, als hätte jemand beschlossen, Kohlenhydrate einfach zu verdoppeln.
Wer mehr will als nur lecker, wer Geschmack mit Nerven sucht, bekommt Pane con la milza – Milz im Brötchen – oder Stigghiola, gegrillte Lammdärme am Spieß, gewürzt mit Zitrone, Salz und Mut.
Die Märkte von Palermo sind kein Spaziergang – sie sind ein Angriff auf die Sinne. Laut, fettig, lebendig.
Punto Pizzo – wo der Käse nicht gratis ist
„Pizzo“ klingt harmlos. Ist es nicht. Es ist das Schutzgeld, das die Mafia einsammelt, damit der Laden nächste Woche noch steht. Der „Punto Pizzo“ ist der Ort, wo gezahlt oder kassiert wird. Kein schöner Ort.
Aber Palermo wäre nicht Palermo ohne Trotz. Die Bewegung „Addiopizzo“ sagt Nein – öffentlich, laut, sichtbar. Eine Stadt zwischen Fritteuse und Freiheitskampf.

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