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Col du Tourmalet – Mythos, Mauer, Mordversuch.

Aktualisiert: 1. Okt.

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Schon 1910 schrie Octave Lapize den Tour-Organisatoren ins Gesicht: „Vous êtes des assassins!“ – ihr seid Mörder. Und wer da heute hochkurbelt, versteht ihn. Der Berg hat nichts Versöhnliches. Er frisst dich nicht mit einer Rampe am Anfang, sondern kocht dich langsam weich.



Du wartest sehnsüchtig auf die spärlichen Kehren, damit du wenigstens ein paar Umdrehungen mit weniger Druck am Pedal fahren kannst – und schon spuckt er dich auf die nächste Gerade. Ohne Gnade, ohne Verschnaufpause.




Endlich! Flamme Rouge. Der Puls explodiert – auf über 2000 Metern kein Wunder – und rechts neben dir reißt der Abgrund seinen Schlund auf. Jetzt bist du sehr nahe an einer Marienerscheinung, aber das nahe Lourdes würde so etwas natürlich verhindern.



Und dann, wenn du schon glaubst, es geht, wenn du schon rechnest: „gleich ist’s geschafft“, dann kommen die letzten 300 Meter. Keine Rampe, kein Hügel – eine Mauer. Dein Rad will nicht mehr, deine Beine wollen nicht mehr. Alles schreit: absteigen. Aber als Hobbyfahrer gibt’s nur eine Taktik: sitzen bleiben, treten, stur wie ein Maultier. Bis es fertig ist. Irgendwann ist es fertig.


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Und oben? Kein Triumphbogen. Nur Wind, Geröll, eine Statue, die dich auslacht. Willkommen im Club der Überlebenden.



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